Abenteuer mit Leberblümchen

Hepatica transsylvanica Hepatica nobilis 'Sanssouci' Seit ungefähr 15 Jahren habe ich Leberblümchen im Garten. Keine besonderen, weil ich für die richtig teuren zu geizig bin und die in meinem schlechten Boden wahrscheinlich sowieso nichts werden. Zuerst hellblaue Hepatica transsylvanica, das sich bei mir aber nur mäßig ausbreiten. Dann, vor inzwischen auch vielleicht schon 10 Jahren, kamen noch andere Farben dazu. Ungefähr gleichzeitig Hepatica nobilis cv. 'Sanssouci' und H. nobilis rosa.

'Sanssouci' ist eine weiße Form, die wild im Park von Potsdam-Sanssouci aufgefunden und von Gärtnern der Umgebung weiterkultiviert wurde. Sie zeichnet sich durch ganz besondere Wüchsigkeit aus, auch in Sandboden. Alte Pflanzen können zur Blütezeit aussehen wie Schneebälle. Mein Exemplar habe ich mir unter Hunderten oder Tausenden Sämlingen während der Blütezeit in der Gärtnerei ausgesucht wegen der schönen Blütenform und der besonderen Breite der Blütenblätter. Der Chef warf einen Blick drauf und stellte fest: "Na Sie haben aber ein besonders schönes gefunden!". Am Anfang habe ich die Pflanze mehrfach geteilt, in den letzten Jahren bin ich eher dazu übergegangen, die Sämlinge einzusammeln, die bisher alle die breiten Petalen geerbt haben und auch sonst wenig variieren.

Etwa zu selben Zeit bekam ich auch ein rosa Leberblümchen, das ich zu fortgeschrittener Saison in einer Gärtnerei blühend geschenkt bekam. Die Erde, in die es getopft war, hatte rein gar nichts mit unserem Streusand zu tun: Sie war fett und schwer. Das rosa Leberblümchen, das von Anfang an zart und kleinblütig war, hat mit unserem Boden immer gekämpft und in manchen Jahren keine Blüte geschafft.

Hepatica nobilis (weiß) und Hepatica transsylvanica (blau)Vor einiger Zeit habe ich dann ein paar weiße und hellblaue Leberblümchen zusammen gepflanzt, da H. transsylvanica aber vor H. nobilis blüht, überschneiden sich die Zeiten kaum oder gar nicht. Nur in diesem Jahr (siehe Foto) klappte das mal relativ gut, weil alle Frühblüher explosionsartig gleichzeitig aufblühten.

Bereits im letzten Jahr hatte ich bemerkt, dass sich beide Arten trotz des ungünstigen Blütezeitraums doch gekreuzt hatten. Beider Blätter sind deutlich unterschiedlich und neben ihnen stand eine Jungpflanze, deren Blätter so ein Mittelding zwischen beiden bilden. Ein entsprechendes Foto wird hier noch nachgereicht, sobald wieder Blätter zu sehen sind. In diesem Frühjahr nun blühte der Sämling: das Kind weißer und hellblauer Eltern ist - DUNKELBLAU! Dabei sind die Staubgefäße weiß und heben sich sehr hübsch vor den Kronblättern ab. Ein Bild davon habe ich leider momentan nicht, weil der Garten ein Wochenendgarten ist und ich meine Kamera am entsprechenden Wochenende nicht dabei hatte. In der nächsten Saison wird es aber nachgereicht.

Hepatica nobilis, rosa Und als wäre das nicht Überraschung genug für ein Wochenende, blühte auch noch erstmals eine kleine H. nobilis, deren Blätter ich im letzten Jahr schon im Efeu unter der alten, lichten Ligusterhecke gefunden hatte: Dieses Leberblümchen ist ROSA, und zwar Jahre nachdem meine einziges, mickriges rosa Exemplar die letzte ihrer bestimmt nicht mal 10 Blüten hatte. Und es ließ auch keine Zweifel daran, wer hier einer seiner Eltern ist: Eine Kraft und Größe, wie ich sie bei mir bisher nur bei 'Sanssouci' gesehen habe. Da nun weiße Blütenfarbe praktisch immer rezessiv vererbt wird und bei F1 demzufolge nicht auftritt, hat es vielleicht ein einziges Pollenkorn geschafft, mir das Rosa der Leberblümchen im Garten nicht nur zu erhalten, sondern sogar deutlich zu verbessern!

Hinzufügen möchte ich, dass sich in meilenweitem Umkreis des Gartens niemand mit so kleinen Frühjahrsstauden abgibt, ein Polleneintrag von irgendwo draußen also mindestens so erstaunlich wäre wie die derzeitigen Familienbeziehungen meiner eigenen Leberblümchen.

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