Der Tempel von Abydos Sethos I., Men-Maat-Re

Die Bedeutung von Abydos für das alte Ägypten kann kaum überschätzt werden. Der Ort galt als Begräbnisstätte des Osiris und seines historischen Vorgängers Chentiamentiu. Viele der dortigen Kultstätten waren aus Nilschlammziegeln errichtet, die die enorme Dauer des Kultes von der 1. bis zur 31. Dynastie, also ca. 4000 Jahre, nicht lange überlebt haben. 4000 Jahre lang ein Ort, vergleichbar der Bedeutung Mekkas für die Muslime, doppelt so alt wie die Geschichte des Christentums bis jetzt - eine schier unvollstellbare Zeit. Viel ist davon nicht übrig geblieben, ein riesiger Scherbenhaufen, auf dem rituell Gefäße für die Verstorbenen zerschlagen wurden und eben der große Tempel, den Sethos I. begonnen und sein Sohn Ramses II. fertig gestellt hat. Für eine Ramses-Stätte muss man eigentlich keine schwierige Reise auf sich nehmen, aber was von Sethos in Auftrag gegeben wurde, steht auch für den mittelmäßigen Kenntnisstand auf einem ganz anderen Niveau. Und trotzdem ist dieser Tempel dank seiner abgelegenen Lage praktisch leer - man darf darin sogar fotografieren.

Ramses mit Horus und Chnum Re-Harachte und Ramses

Die Außenanlagen sind großenteils zerstört bzw. noch nicht wieder aufgebaut. U.a. liegt ein ganzer Portikus in Trümmern, die teilweise ausgestellt sind. Dieser Teil des Tempels wurde von Ramses errichtet, was natürlich auch überall nachzulesen ist. Auch wenn sein Vater das besser gekonnt hat, bleibt immer noch zu vermerken, dass diese Reliefs und Farben 3500 Jahre überstanden haben, in Deutschland hat man damals Pfahlburgen in den Schlamm geschlagen und von Rom war auch noch nichts zu sehen.
Die Damen auf dem Fries unten sind als leibliche Königstöchter beschriftet, aber so ganz auf der königlich-faulen Haut können sie deshalb doch nicht liegen. Sie schwenken Sistren, sind also vermutlich gerade mit religiösen Riten beschäftigt.

Königstöchter in Abydos Säulenhalle von Abydos

Nach der umfangreichen Außenanlage kommt man zum Tempeleingang mit den reich verzierten Säulen. Wie angesichts des Erbauers nicht anders zu erwarten, sehen wir hier Ramses in allen Varianten von Liebesbezeugungen durch die Götter. Gelegentlich wird auch sein Vater Sethos ähnlich verwöhnt.

Sethos I. und Isis    Sechmet und Ramses

Links hält Isis Sethos das Anch-Zeichen an die Nase, gibt ihm also Leben, wie sie das ähnlich schon mit ihrem Gemahl Osiris getan hat.
Rechts wird Ramses von Sechmet geliebkost.