Säulenhalle von Abydos

Es gibt noch andere gedeckte Säulenhallen im Niltal, z.B. die von Esna, auch teilweise in Karnak. Der spezielle Eindruck dieser Halle kommt auch dadurch zustande, dass man hier von Touristenmassen, von weitertreibenden Guides und schrillen Touristenoutfits komplett verschont bleiben kann. Dieser Ort hat sich einen Teil seiner Heiligkeit bewahrt. Es ist schwer vorzustellen, wie er eigentlich ohne künstliche Beleuchtung gewirkt haben kann und wessen Auge die Kunstwerke überhaupt wahrnehmen konnte. Aber die alten Ägypter haben vieles geschafft, das wir heute nicht mehr nachvollziehen können, wer weiß, wie sie diese Frage lösten.

Sethos und Horus Sethos I.

In der Halle begegnen wir jetzt endlich dem wichtigsten Erbauer des Tempels, Sethos I.. Was er in Auftrag gegeben hat, kann man ohne Spezialkenntnisse locker von den Werken seines berühmteren Sohnes unterscheiden. Die feinen, hochwertigen Arbeiten sind einfach ein Genuß, auch noch nach so vielen Jahren. Oben überreicht Horus ihm zwar auch ein Sedfest, aber wenn er das gefeiert hat, dann im Jenseits. Seine Regierungszeit betrug etwa 11 Jahre, das war zwar deutlich länger als sein Vater, aber nicht ansatzweise so lange wie sein Sohn Ramses II., der nicht nur den Tempel von Abydos, sondern auch verschiedene andere Bauten wie die Große Säulenhalle von Karnak und Sethos' Millionenjahrstempel vollendet hat. So feine Hochreliefs wie bei Sethos I. sucht man aber unter Ramses vergebens - bei ihm zählte Masse, nicht Klasse.

Hathor mit Geierhaube


Diese Dame ist wahrscheinlich Hathor, aber so ganz sicher bin ich mir nicht. Die Geierhaube gehört eigentlich zu Mut, aber sterbliche Königinnen wurden damit auch dargestellt. Und sofern ihr Name irgendwo erwähnt war, habe ich ihn nicht mitfotografiert. Mir reichte die Schönheit ihrer Ausführung.

zu den Kapellen


Im hinteren Teil der Halle befinden sich die Zugänge zu den Kapellen für Sethos I., Ptah, Re-Harachte, Amun, Osiris, Isis und Horus, dazwischen kleinere kultische Nischen. Die Kapellen waren hier keine Barkenschreine, die Götterbarken hatten einen eigenen Raum im hinteren Teil des Tempels. Aber viel Mobiliar kann sich hier nie befunden haben, die Wände sind von oben bis unten von Malereien und Reliefs bedeckt, die Decken als astronomische Decke. Sie sind unterschiedlich gut erhalten, stellenweise wütet etwas, das aussieht wie Schwarzschimmel. Ich habe mir nicht gemerkt, wo ich die Barke unten fotografiert habe, aber es wird wohl die Amunbarke sein.

Amunbarke in Abydos Nische zwischen den Kapellen in AbydosOsiris und Sethos

Zwischen den Kapellen wird Sethos bei der Verehrung der Götter dargestellt. Hier verehrt er den Adressaten des Tempels, Osiris.

Sethos und Ramses bei der Stierjagd

Im hinteren Teil des Tempels kommen wir dann wieder zu Bauteilen, die unter Ramses II. beauftragt wurden. Sie sind künstlerisch nicht sonderlich bemerkenswert, aber es gibt hier Darstellungen, die man sonst seltener sieht, zum Beispiel den Vater mit seinem Sohn bei der Stierjagd.

Königsliste von Abydos


Historisch bedeutend ist dagegen Sethos's Königsliste, die den Anspruch erhebt, alle ägyptischen Könige von der ersten Dynastie an aufzuzählen. Die Königsliste von Abydos ist mit ihrer Fixierung des Kenntnisstandes von vor 3000 Jahren unersetzlich - und das nicht nur aus rein sachlicher Betrachtung. Es gibt nämlich auch einige bemerkenswerte Lücken in dieser Liste. Zwei der bekanntesten sind die zwischen zwischen Thutmosis II. und Thutmosis III.. Da fehlt aus unserer Sicht Hatschepsut, die dank ihres Millionenjahrstempels in Deir el Bahari mittlerweile zu den ganz prominenten Vertretern Ägyptens gehört. Verschiedene Thesen ranken sich um diesen Fakt, die meistens das Wort "Verfemung" beinhalten. Vielleicht stimmt das, aber Frau Deroche-Noblecourt sieht das entspannter. Ihrer These nach war Hatschepsut offiziell niemals König, sie wußte selbst, dass sie immer nur Große Königliche Gemahlin war. Ebenso wie ihre Nachfolger. Demnach hätte sie in einer Königsliste tatsächlich keinen Platz. Etwas anders ist das mit Echnaton, der nach Amenophis III. fehlt: Er wurde tatsächlich öffentlich verfemt, während seine Rezepte gerade von Ramses gerne mal kopiert wurden - zum Beispiel bei der Darstellung des Königs in Familie.

Ramses opfert Amun

Eines Tages finde ich vielleicht noch heraus, was das zu bedeuten hat, dass Ramses hier sich selbst und noch etwas, das aussieht wie Kanopen, aber dafür zu groß ist, Amun überreicht. Aber vorläufig muss die Besichtigung hier abgebrochen werden - die Zeit war einfach zu begrenzt, um auch noch weitere Teile wie das Osireion zu besichtigen. Hier werde ich noch einmal zurückkehren müssen, wenn ich wieder im Niltal bin!