Die Ufer
Der Nil und seine Ufer sind wunderschön, das steht fest. Es ist faszinierend zu sehen, wie trotz des großen Staudamms noch immer unbefestigte Ufer, Sandbänke und Untiefen existieren, wie sich ein Streifen grünen Landes entlang des Flusses zieht, der manchmal kilometerbreit ist und manchmal unmittelbar in die Wüste übergeht. Teilweise könnte man wirklich denken, es hätte sich seit hunderten oder tausenden von Jahren nichts wirkliches getan hätte, teilweise holt einen die Realität sehr konkret ein. Aber in meiner einwöchigen Reise (wollte man längere Reisen, müsste man ein Schiff chartern), bin ich niemals müde geworden, die Landschaft zu genießen. Auch wenn die Aussicht nicht überall romantisch ist.
Manchmal liegen die Dörfer direkt am Ufer. Und manchmal - nicht immer - sieht das Leben so malerisch aus wie hier. Wahrscheinlich werden die Teppiche im Nilwasser wirklich sauber, denn es ist erstaunlich klar. Dennoch ist ein Bad darin gefährlich, denn die hier häufige Bilharziose kann auch heute noch tödlich verlaufen.
Natürlich will auch Ägypten nicht (nur) von der Vergangenheit und pittoresker Landschaft leben. Es soll und muss industrialisiert werden, das ist ganz klar. Aber manchmal scheint es auch, als wollte Ägypten die von uns gemachten Fehler noch einmal selber machen, bevor die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden. Auf diesen Fotos sieht die Welt noch relativ in Ordnung aus, die Realität sah deutlich gruseliger aus. Nach dem Foto rechts zu urteilen, wo Zuckerrohr angelandet wird, handelt es sich wohl um eine Zuckerrohrraffinerie.
Und dennoch: wenn man Gelegenheit hat, eine der Uferregionen oder eine Nilinsel zu besuchen, sieht die Landwirtschaft weit naturnäher aus als bei uns. Rechts ist ein kleiner Wasserbüffel angepflockt, die netten Karos auf den Feldern unten kommen zustande durch niedrige Wälle, die wohl der Bewässerungssteuerung dienen. Vorn wird eine kleeartige Futterpflanze angebaut, im Hintergrund wachsen Dattelpalmen.
Die Schiffe
Die Agenturen preisen gerne die Romatik einer Nilkreuzfahrt, wie man versinkt in Natur und Geschichte und den Alltag vergisst. Wie das auf den großen, Tag und Nacht dröhnenden Kreuzfahrtschiffen gehen soll, schreiben sie nicht dazu. Für uns war es jeweils immer eine Art Zeitgeber, wenn wir langsam dahinglitten und von hinten der Pulk der Kreuzfahrtschiffe aufkam, der sich anscheinend gerade durch die Schleusen von Esna gequetscht hatte. Vielleicht hat der pulkartige Auftrieb der Schiffe auch einfach den Grund, dass der Zeitplan heilig ist und auch die längste buchbare Reise zu kurz ist, um die Sehenswürdigkeiten wirklich zu genießen.
Es gibt diese Schiffe natürlich in verschiedenen Preislagen, von ganz billig bis ziemlich teuer. Das Erlebnis an Land dürfte sich bei allen wenig unterscheiden. Und man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass der Pool, den viele Schiffe an Bord haben, nicht nur klein, sondern möglicherweise auch unbenutzbar ist. Ich war im Februar in Ägypten, zu einer Jahreszeit, die sich für Besichtigungen prima eignet und wo es mittags ohne weiteres 30° C warm werden kann. Wir hatten ungewöhnlich kühles Wetter und zogen dankbar mehrere Lagen warmer Kleidung übereinander. Wenn es warm genug wird für den Pool, ist es zu heiß für Besichtigungen. Überhaupt hatte ich auf der Reise wie manche meiner Mitreisenden immer das Gefühl, die Pools würden mit größtem Aufwand gekühlt. Wahrscheinlich ist das ja Unsinn, aber normal zu verstehen waren die Temperaturen in verschiedenen Pools nicht.
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Die meisten Touristenschiffe auf dem Nil sind gesichtslos. Manche sind viereckig, damit sie möglichst effizient durch die Schleusen von Esna kommen, manche haben 5 Decks, manche strahlen doch noch eine gewisse Eleganz aus. Charakter haben die wenigsten. Ein absolutes Einzelstück ist meines Wissens der Raddampfer "Sudan", der wohl auch nicht ganz echt ist. Es ist der selbe, auf dem seinerzeit Agatha Christies "Tod auf dem Nil" verfilmt wurde. Wir sind ihm begegnet und unser Führer erklärte mir, dass man Schiffe mit einer derartigen Menge Holz unabhängig von ihrer sonstigen Ausstattung in Ägypten als "Sandal" bezeichne. Ich habe nirgendwo gesehen, dass man ein solches Schiff von Deutschland aus buchen kann.
Was man aber sehr wohl buchen kann, ist die Dahabeya, auf der ich auch die Nilreise unternommen habe. Dieser Typ Schiff ist nicht preiswert, weil er naturgemäß nur wenige Passagiere an Bord nehmen kann, ungefähr 16. Und da dieses Schiff keinen Motor hat, wird es wahlweise flussaufwärts segeln oder aber vom mitreisenden Schlepper gezogen werden. Das braucht eine Menge Einsatz pro Passagier. Man sollte sich jetzt keine Illusionen machen über die Dauer der Segelstrecken, der größte Teil wird sicherlich hinter dem Schlepper zurückgelegt. Dennoch ist dies die einzige Art, auf die ich den Nil bereisen möchte. Segelt das Schiff am Ufer entlang, hört man die Vögel singen und kann sie beobachten. Kommt die Nacht, legt sich das Schiff ans Ufer und vielleicht findet noch ein kleiner Grillabend mit Musik statt. Wie es scheint, nehmen immer mehr Anbieter die Dahabeya in ihr Programm auf. Und ich kann nur empfehlen: lieber etwas länger sparen, dafür wirklich freuen und dem Nil wirklich nahe sein.
Vögel am Ufer
Es gibt viele Vögel am Nil und wenn das Schiff nicht selbst zu viel Lärm macht, hört man sie auch im Röhricht
singen, wie z.B. den Drosselrohrsänger, der auch hier zu Hause ist. Gesehen habe ich den leider nie, aber dafür viele andere. Sehr viele Vögel
kennt man schon aus Deutschland, wie Graureiher, Blässhühner und Kormorane. Aber häufiger als die Graureiher sind hier die weißen Reiher, von
denen es verschiedene Arten gibt, die nicht leicht zu unterscheiden sind. Ich habe mich entschlossen, den Kollegen links im Bild für einen
Seidenreiher zu halten, aber falls ich mich irre, könnte es auch ein
Silberreiher oder Mittelreiher sein. Er hatte sein Jagdrevier unmittelbar an dem Ufer, an dem wir übernachteten und fühlte sich nur wenig
gestört durch uns.
Häufig sieht man auf
ihren Ansitzplätzen die Graufischer sitzen und auf neue Beute lauern.
Ich habe sie nicht nur am Nilufer mit großen Beutefischen gesehen, sondern auch ein ganzes Stück landeinwärts, wo Schuppenträger als Futter
wahrscheinlich keine große Rolle spielen.
Unten ein Spornkiebitz
mit einer Bachstelze.
Eine große Überraschung! Der bei uns so selten
gewordene Wiedehopf ist in Ägypten noch richtig häufig! Wenn man in eher ländliche Umgebungen kommt oder auch in den botanischen Garten von
Assuan, hat man ziemlich gute Chancen, ihm zu begegnen. Meist wird er dann mit seinem langen Schnabel irgendwo im Untergrund herumsuchen, ob
sich da nicht doch noch etwas fressbares finden lässt. Ach ja: sogar im Hof meines ersten Hotels habe ich
ein Pärchen Wiedehopfe gesehen.
Der Nil hat immer wieder Untiefen und Sandbänke. Ein ungeübtes Auge würde sie nicht erkennen, wenn sie nicht Beutegreifern als Ausgangsbasis dienen würden. Unten ruht sich eine Truppe Kormorane aus für den nächsten Fischzug.