Das Tal der Könige in relativ leerem Zustand

Lage des Tals - Zum Vergrößern klicken!Im Tal der Könige brennt touristisch die Luft. Morgens um ca. 8:20 Uhr findet man bereits Dutzende von Bussen vor, die alle ihren Inhalt in die Gräber gekippt haben. Die Eintrittskarte gilt für 3 Gräber, durch die werden die Massen mit einer kurzen Erklärung vorher durchgeschaufelt, dann müssen sie durch die Ladenstraße, in der sich die Verkäufer wie eine Meute hungriger Wölfe auf ihre Opfer stürzen, und dann ab in den Bus und wieder weg. Die "Besten" schaffen das wahrscheinlich in einer Stunde. Diese Tour habe ich mir komplett geschenkt. Beim ersten Mal hatte ich zwar das freundliche Angebot, mich einer Kleinstgruppe anzuschließen, in der Tat brachte das aber gar nichts. Ich fühle mich selten wie ein dummer, ungebildeter Barbar, aber in den mit Schriften und Bildern übersäten Gräbern geht das ganz schnell. Dagegen helfen dann auch keine menschlichen Guides, denn die dürfen in den Gräbern nichts erklären - möglicherweise können sie es auch nicht. Beschriftet ist auch nichts, zu kaufen gibt es wenig Nützliches. Mit dem eigenen kleinen Führer in der Tasche kann man sich aber gut helfen und die Ratlosigkeit ein wenig bekämpfen.

Die meisten Besucher gelangen mit dem Bus in das Tal und müssen mit dem Bus auch wieder weg. Schöner ist es mit dem Taxi, das für einen vertretbaren Preis auf dem Parkplatz wartet, bis man seine 3 Gräber angesehen hat. Für weitere 3 muss man je ein weiteres Ticket kaufen. Das wäre dann aber schon das anspruchsvolle Programm, das ich nicht unbedingt empfehlen würde.

Man kann auch nahe der Fähranlegestelle ein Fahrrad mieten und dann immer geradeaus, vorbei an den Memnonskolossen bis zu der großen Tafel, dort nach rechts abbiegen und dann immer die Straße geradeaus bis zum Wegweiser, dann nach links bis zum Taleingang. Der letzte Teil der Straße ist aber relativ beschwerlich mit einem Rad ohne Gangschaltung - und Räder mit Gangschaltung gibts nicht. Da fand ich es angenehmer, für kleines Geld mit dem Taxi bis zum Kartenverkauf zu fahren und dann von Deir el Medina über die Thebanischen Berge zu laufen. Einheimische werden sich bei dem Gedanken an die Strecke entsetzen und versichern, das wäre unmöglich zu laufen, in der Tat habe ich sie ohne Probleme an einem Tag zweieinhalbmal geschafft.

Modell der Königsgräber
Im Eingangsgebäude findet man ein Modell des Tales mit den eingebauten Gräbern. Man sieht sehr gut, wie sie sich in den Fels fressen wie in Käse. Nun ist das Gestein nicht überall so solide, dass es sich für ausufernde Grabkammern eignet. Da wird die Vermutung schnell plausibel, dass die Bestattungen hier aus reinem Platzmangel am Ende der 20. Dynastie unter Ramses XI. aufgegeben wurden.

Wenn Sie durch das Eingangsgebäude kommen, werden Sie aufgefordert, den kleinen Elektrozug zu besteigen und zu bezahlen. Sparen Sie sich das, die paar Schritte bis hinter die nächste Biegung sollten Sie zu Fuß schaffen.

Ausgrabungen im Tal der Könige

AusgrabungenSeit 1992 wird im Tal ausgegraben. Es fing an als "Projekt Amenmesse" und sollte das Grab und sein Bauarbeiterdorf im Tal betreffen. Amenmesse war ein unbedeutender Pharao, vielleicht nicht einmal das. Er wurde im für ihn angefangenen Grab auch nie bestattet. Aber die Hinterlassenschaften seiner Arbeiter könnten möglicherweise wichtige neue Erkenntnisse über das Leben im Neuen Reich liefern. Der Insiderklatsch hat mir zugetragen, dass sich in dieser Sache bisher wenig getan hat, allerdings haben sich interessante Erweiterungen ergeben. Einerseits wurde dabei das riesige Grab der Söhne Ramses II. quasi neu entdeckt, vorher waren nur Teile davon bekannt gewesen. Außerdem wurde dabei ein ganz neues Grab entdeckt, dessen Erforschung noch andauert. Es heißt vorerst KV63 (KV für "Kings Valley", Tal der Könige, 63, weil es das 63. hier entdeckte Grab ist), aber vielleicht ist es auch nie als Grab gedacht gewesen. Jedenfalls wird hier auf dem Talboden aktuell kaum ein Stein auf dem anderen gelassen und die Menschenmassen müssen sich nicht nur links und rechts daran vorbeiquetschen, sondern leider auch auf die Besichtigung verschiedener Gräber verzichten, zu denen es schlicht und ergreifend vorläufig keinen Zugang gibt.

geöffnete Gräber im Tal der Könige

Andere Gräber sind sowieso nicht öffentlich zugänglich, andere waren früher leider viel zu zugänglich, wie das von Sethos I.. Seine Schönheit war legendär, doch durch die zahlreichen und früher nicht sehr respektvollen Besucher wurde es praktisch vollständig zerstört und ist deshalb auch geschlossen. Insofern ist es vielleicht ganz gut, dass ein paar Gräber derzeit eine Atempause haben, die ihnen vielleicht hilft, die kommenden 3000 Jahre auch noch in nennenswerter Schönheit zu erleben.

Jedenfalls erfreuen sich alle Beteiligten auch noch an einem kleinen Unterhaltungsprogramm. Der Leiter der Ausgrabungen an KV63, Otto Schaden, füttert hier die Wüstengimpel, die sich damit prima eingerichtet haben. Flüchtig könnte man sie für Spatzen halten, aber in der Tat ist das Tal der Könige vielleicht der einzige spatzenfreie Ort im Niltal.

Wüstengimpel

Das Westtal

Das Tal der Könige ist verstopft von Besuchern - das wäre es auch ohne die Ausgrabungen in seiner Mitte. Und natürlich kann man dort nicht weggehen, ohne die großen, berühmten Gräber gesehen zu haben. Aber es hat sich als sehr lohnenswert erwiesen, auch die unbekannteren Gräber zu besuchen, z.B. das des Eje oder Ay im Westtal. Hierhin verirren sich nur sehr wenige Besucher, es ist eins der Gräber, in denen man allein sein kann. Die normale Tal-Eintrittskarte gilt für 3 frei zu wählende Gräber. Nur für Tutanchamuns Grab braucht man eine Zusatzkarte mit saftigem Preis, Eje kostet nur geringes Geld, allerdings muss man extra danach fragen, die Karte wird nicht öffentlich angeboten, trotzdem sie ganz offiziell existiert.