Pylon von Philae

Auch der Tempel von Philae ist Ziel praktisch aller Nilkreuzfahrten. Es handelt sich hier um einen weiteren ptoleläischen Bau, der allerdings nach seiner - wohl unvollendet gebliebenen - Bauphase noch einiges erlebt hat. Eigentlich wurde dieser Tempel des Isis-Kults auf einer ganz anderen Insel im Nil errichtet, die aber schon in den Fluten des ersten, britischen Assuanstaudammes versunken ist. Für Jahre wurden die Tempel deshalb von Booten aus im grünen Nilwasser besichtigt. Dann kam der Bau des Hochdammes und der Tempel wäre endgültig versunken, wenn nicht die UNESCO-Rettungsaktion für das nubische Kulturerbe sich auch des Philae-Tempels angenommen und ihn komplett abgebaut hätte. Es wurde stattdessen die Insel Agilkia so umgestaltet, dass der Tempel dort neu errichtet wurde und nun trockenen Fußes besichtigt werden kann.

Säulenhof von Philae
Hathorsäule

Teilweise wird geschwärmt, wie wundervoll die Bootsfahrt zu der Insel mit dem Tempel wäre. Das teilt sich in weniger großem Gewühl sicher leichter mit. Die Fahrt ist schön, das stimmt schon, aber wir hatten bereits eine Woche lang eine schöne, romantische Fahrt mit der Dahabeya, wir sind nicht so ausgehungert nach Ruhe, Natur und Grün wie die anderen Kreuzfahrtpassagiere.

 

 

Die charakteristischen Hathor-Säulen mit dem Portrait der Göttin. Ihr Tempel auf Philae wurde von Ptolemäus VI. errichtet, also vor gut 2000 Jahren.


Ptolemaische Kapitelle

Einmal mehr können wir die Vielgestaltigkeit der ptolemaischen Säulen bewundern. Jahrhundertelang gab es im Wesentlichen drei Säulenköpfe in Ägypten: papyrusförmige Kapitelle, lotosförmige Kapitelle und Hathorkapitelle. Dann kamen die Besatzer aus Griechenland und brachten aus ihrer Kultur die reich geschmückten korithischen Kapitelle und andere mit - eine Inspiration, die Ägypten bereichert hat.


Hapi von der Schlange geschützt


Eine interessante Darstellung des Nilgottes Hapi. Die Ägypter kannten die Nilquellen nicht, aber sie vermuteten wohl, dass der Nil im Gebirge entspringt. Hier wird er in seiner Höhle von einer Schlange eingeringelt, die einmal mehr die ambivalente Sicht auf diese Tiere zeigt: diese Schlange zeigt die Beschützergeste, sie ringelt Hapi ein und schützt ihn - sogar noch im Fels. Es gibt nichts, das den Ägyptern wichtiger und schützenswerter war als der Nil, der sie ernährte und jenseits dessen sich die lebensfeindliche Wüste ausbreitet. Und im Gegensatz dazu wurden einige der grausigsten Gestalten, wie z.B. Apophis, der täglich das Ende der Welt herbeizuführen versucht, ebenso als Schlange dargestellt.

Krokodil rettet Osiris


Eigentlich ist Philae ein Tempel der Isis, einer Göttin, deren Kult um Fürsorge und Mütterlichkeit Ägypten vielleicht noch lange überlebt. Denn er wurde auch in das alte Rom übernommen und war so erfolgreich und überzeugend, dass er möglicherweise auch in Gestalt der Marienverehrung ins Christentum übernommen wurde.

Isis hatte das Problem, dass ihr Gatte Osiris im Streit von seinem Bruder Seth erschlagen und zerstückelt wurde. Isis weinte nicht nur um ihren Mann, sondern suchte auch auf der ganzen Welt die Stücke des Leichnams wieder zusammen. Dabei hilft ihr u.a. ein Krokodil, das den Leichnam auf den ganz in der Nähe gelegenen Hügel Biga bringt. Kurz danach wird Isis die Leiche dermaßen gut verwöhnen, dass sie von ihr schwanger wird und Horus gebiert.

Trajanskiosk


Der sogenannte Trajanskiosk, auch "Bett des Trajan" genannt. In der Tat handelt es sich wahrscheinlich um ein Barkenhaus, dessen Holzdach schon lange den Gang alles Verrottbaren gegangen ist.

Bougainvillea


Ein paar üppig blühende Bougainvilleen begrüßen und verabschieden die Gäste auf der Insel. Sie sind beliebter Hintergrund für die unvermeidlichen "Ich war auch da"-Fotos.