Ramses II. Tempel von Derr

Dieser Tempel ist teils in einen Berg hineingehauen und teils davorgebaut worden, diese Form wird als Speos oder Hemispeos bezeichnet. Errichtet wurde er von Ramses II. wie Bait-el-Wali aus dem örtlich vorhandenen und qualitativ schlechten Sandstein. Deshalb mussten von vornherein Abstriche an Ausführung und Proportionen gemacht werden - ein Grund, weshalb die Fachleute den Tempel ganz anders betrachten als Laien. Als Laie wird man von der wunderbaren Erhaltung und den leuchtenden Farben förmlich überwältigt. Da ist es dann egal, wenn Fachleute sagen, dass man hier den Niedergang von der Provinzkunst zur Propaganda betrachten kann. Auch Propaganda muss erst einmal mehr als 3000 Jahre so wohlbehalten überleben.

Ramses unter dem Ischedbaum Amun schenkt Ramses Sed-Feste

Einer der Gründe für Ramses' außerordentliche Bekanntheit ist seine lange Regierungszeit, die jetzt erst nach 3000 Jahren wohl von Königin Elisabeth übertroffen wird. Er hat auch nach Kräften daran gearbeitet - mit den Mitteln seiner Zeit. Oben schreibt Thot die Anzahl seiner Regierungzeit in die Blätter des Ischedbaumes. Dieses Motiv findet man ganz ähnlich auch im Ramesseum in Theben-West. Links überreicht ihm Amun-Min Sed-Feste, die als Hieroglyphe an der Palmrippe baumeln. In der Tat hat Ramses es auf 14 dieser Feste zur Erneuerung der Kraft des Pharaos gebracht, von denen er die letzten allerdings nicht mehr bei Bewußtsein erlebt hat. Frau Desroche-Noblecourt vergleicht die Pflege des Greises mit der innigen Verehrung von Götterstatuen.
Man beachte auf der Darstellung Amun-Mins Akrobatik mit der Palmrippe - das kann auch nicht jeder, ohne sich dabei zu verrenken.

Horus, Ramses und Osiris

Eine der üblichen Darstellungen mit dem Pharao als Liebling der Götter. Links Horus, rechts wohl Osiris, der Ramses freundlicherweise Leben an die Nase hält. Beide vergleichsweise schlicht gekleidet im Vergleich zum Pharao, der auf dem Kopf die beeindruckende Hemhem-Krone trägt. In Wände einritzen kann man ja eine Menge, aber ich wüßte zu gern, ob derartige Kunstwerke überhaupt getragen werden konnten oder ob sie womöglich nur ein abstraktes Symbol waren. Total echt dagegen ist Ramses's zartes Gewebe, das er rockartig über dem Schurz trägt. Für so feine Leinenstoffe war Ägypten berühmt, je höher gestellt die Persönlichkeit, desto zartere und durchsichtigere Stoffe konnte sie tragen - und bezahlen. Die allerzartesten Gewebe waren der königlichen Familie vorbehalten, wo sie auch von den Prinzessinnen hergestellt wurden. Einige Ballen davon gingen auch als exklusive Staatsgeschenke in das Ausland. Auf manchen besonders gut erhaltenen Malereien und Reliefs wie z.B. in Abydos kann man sogar erkennen, wie verschiedene dieser zarten Kleider übereinander getragen werden - darunter plissiert, darüber glatt.

Mut und Ramses


Ramses bei Liebkosungen mit Mut. Da sie seine theologische Mutter ist, tritt er wohl etwas bescheidener auf und trägt hier nur die Krone Unterägyptens, während Mut wie üblich die Doppelkrone Ober- und Unterägyptens auf ihrer Geierhaube trägt.

Barkenpriester


Eine nicht so häufige Darstellung, die sich ähnlich auch in Abu Simbel findet, dort aber nicht fotografiert werden darf: Die Barkenpriester beim Tragen der Barke. Dieses universelle Verkehrsmittel benutzten im alten Ägypten auch die Götter, wenn sie sich gegenseitig besuchten oder sich dem Volke zeigten. Auf dem Nil wurden sie auf einer tatsächlichen Barke gefahren, zwischen Tempel und Barke in einer symbolischen Barke getragen. Die Priester sind leicht zu erkennen an den kernigen Leopardenfellen einerseits und der Abwesenheit von Perücken andererseits. In der Tat galt frei wachsendes Haar als barbarisch und wurde nicht geduldet. Vielmehr rasierte man sich (meist) den Schädel und trug dann eine Perücke darüber. Sich mit eigenen Haaren sehen zu lassen, galt als nachlässig und ungepflegt. Lieber dann die Glatze wie üblicherweise die Priester.

Tempelwand in Ed-Derr