2. Pylon von Medinet Habu
Ramses III. beim Schlagen seiner Feinde

Spätestens mit Ramses III., also ungefähr 100 Jahre nach Ramses II., war die Hochzeit des Neuen Reiches vorbei. Die Darstellungen im Tempel werden martialischer und teilweise auch mysteriöser. Manche Namen werden nicht genannt und zumindest aus der Distanz von gut 3000 Jahren ist auch von mancher Schlacht nicht ganz sicher, ob sie wirklich geschlagen wurde. Sicher ist aber, dass Ramses III. einem Meuchelmord zum Opfer fiel - einer damals noch nicht üblichen Todesursache. Seine Mumie liegt heute in Kairo, sein Sarkophag im Louvre, der Sarkophagdeckel in Cambridge. Erfreulicherweise ist wenigstens noch sein Tempel an Ort und Stelle - und das auch noch in ziemlich gutem Zustand.
Das nebenstehende Bild zeigt den Tempelinhaber beim Erschlagen von Feinden, die er am Schopfe greift. Darunter die Namen von Städten, die er besiegt hat.

Kartusche Ramses III.

Das Praktische an Ramses III. ist, dass man seine Kartusche wiedererkennen kann, ohne sie wirklich lesen zu können. Zu seiner Zeit waren schon mehrere Wellen der Tilgung der Erinnerung an vorige Pharaonen durchgegangen. Ramses hatte also Anlass, seinen Nachfolgern und deren Beamten nicht zu trauen. Mit seiner Ermordung mag er nicht gerechnet haben, aber die Vernichtung des ewigen Lebens durch Vernichtung des Andenkens hat damals vielleicht ohnehin schwerer gewogen. Jedenfalls hat er seine Kartuschen ganz auffallend tief in den Stein schlagen lassen, so tief, dass der Tempel praktisch komplett abgerissen werden müsste, wollte man sie wieder entfernen. Allein die Tatsache, dass solche tief eingeschlagenen und noch immer exakt ausgeführten Hieroglyphen überhaupt möglich sind, nötigt tiefen Respekt ab und ist mir persönlich unerklärlich.
Unten die Reihen von Löchern sind übrig geblieben von Beschlägen, wahrscheinlich aus Gold, die vormals dort angebracht waren.

Ramses III. opfert Amun
Viele Teile in Medinet Habu sind sehr gut erhalten, wie hier z.B. die Szene, in der Ramses Amun opfert, umgeben von Symbolen von Königtum und Leben. Was sich leider gar nicht erhalten hat, ist die Bedeutung des Wortes Medinet Habu. Hierzu gibt es nicht einmal Spekulationen.

Königskartuschen Ramses III.
Wie häufig, sind die Deckengemälde gut erhalten, da sie Sonne und Feuchtigkeit wenig ausgesetzt waren. Vielleicht haben die Trümmer der zwischenzeitlich zerstörten Tempel auch genau darauf gelegen, so dass die Farben im Sand verborgen waren. Hier jedenfalls sieht man unter Re als geflügelter Sonnenscheibe links erst Ramses' Geburtsnamen (Sohn-der-Sonne-Namen) Ramesseheqaiunu und rechts vom Anch-Zeichen den Thronnamen User-maat-Re-meri-Amun, wobei er sich hier allerdings nicht als "Herr von Ober- und Unterägypten" bezeichnet, sondern mit einer anderen gängigen Bezeichnung für den Pharao: Guter Gott.

Ramses III. beim Min-Fest
Eine weitere Darstellung zeigt Ramses bei den Zeremonien zum Min-Fest. Es handelte sich hierbei nicht um ein großes Volksfest wie z.B. das Opet-Fest, sondern einen eher stillen Vorgang hinter den Tempelmauern. Es gilt Min als Gott der Fruchtbarkeit, der der Zeremonie in Gestalt des weißen Stier rechts beiwohnt. Der Kornschnitt gehört zu einem relativ späten Teil des Festes.
Ein weiteres Detail betrifft die Große Königliche Gemahlin, die in der Mitte oben abgebildet ist. Sie wurde zwar als solche beschriftet, aber ihre Kartusche ist leer, wie überall in Medinet Habu. Sie scheint keinen Namen zu haben, oder existiert sie vielleicht gar nicht in dieser Form? Aus anderen Quellen ist bekannt, dass die Dame den gängigen Namen Isis trug, mindestens zwei Nebenfrauen, Teje und Teti, sind ebenfalls bekannt. Warum keine von ihnen hier genannt wird, werden wir wohl nicht erfahren.

Sonnenhof von Medinet Habu Säulengang in Medinet Habu

Der Sonnenhof des Heiligtums. An den Säulen kann man kann man nur noch die Reste osirischer Statuen des Ramses erkennen, geradezu Säulen in Lotosform. Sehr schöne Reliefs und Malereien findet man allerdings im Schutz der Säulengänge. Hier kann man mit dem Studium der Darstellungen wahrscheinlich Stunden verbringen.

Säulensaal in Medinet Habu

Der Säulensaal. Leider stehen nur noch die unteren Teile der Säulen, die oberen Teile davon muss man sich dazudenken, ebenso wie die Decke, die sich ursprünglich darüber spannte. Aber es sind ja noch diverse Trümmer in gesperrten Bereichen gelagert. Vielleicht kommt der Tag, an dem wir die Säulen wieder in voller Höhe bestaunen können.

 

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